Das Wiesbadener Tagblatt zum Bananen-Eklat
„Bei Rassismus gibt es keine Toleranzgrenze“
WIESBADEN – Der Rassismus-Vorwurf gegen Tennisspieler Maxi Abel wird wohl ein juristisches Nachspiel haben, allerdings ohne Auswirkungen auf die laufende Hessenliga-Saison der Herren bleiben. So zumindest stellt sich derzeit der Vorfall dar, der mittlerweile auch beim Hessischen Tennisverband (HTV) hohe Wellen schlägt. „Bei Rassismus gibt es keine Toleranzgrenze“, macht HTV-Präsident Dirk Hordorff im Gespräch mit dieser Zeitung unmissverständlich deutlich.
Was vorgefallen war: Während des Punktspiels beim TC Diedenbergen soll der für den FTC Palmengarten aufschlagende Abel sein Gegenüber, den dunkelhäutigen Österreicher Gibril Diarra, als „Bananenfresser“ tituliert haben. Daraufhin revanchierte sich dieser mit den Worten: „Es ist schon gut, dass man dich weggesperrt hat.“ Abel musste eine Haftstrafe unter anderem wegen Scheckbetrugs absitzen.
Als der Offenbacher Oberschiedsrichter Hans-Dieter Werner, der offenbar nur Diarras Reaktion mitbekommen hatte, diesen daraufhin verwarnte, warf ihm der Österreicher mit den Worten „Sie stecken eh mit ihm unter einer Decke“ Parteilichkeit vor. Was prompt die sofortige Disqualifikation zur Folge hatte. TCD-Vorsitzender Klaus-Otto Kemper („Wir dulden in unserem Verein keinen Rassismus“) legte daraufhin noch am gleichen Abend Protest gegen die sportliche Wertung der mit 1:8 verlorenen Begegnung ein und forderte ein disziplinarisches Vorgehen gegen Abel seitens des Verbandes. Unterdessen hat Hordorff mittlerweile eine „zügige Stellungsnahme“ von Abel, dessen Verein und dem Oberschiedsrichter angefordert. „Zunächst einmal müssen wir uns ein Bild davon machen, was tatsächlich geschehen ist“, erklärte der HTV-Präsident und kündigte in Bezug auf die Rassismusvorwürfe gegebenenfalls die Einschaltung der zuständigen Disziplinarkommission an.
Federführend zuständig wäre dann der Wiesbadener Kommissionsvorsitzende Michael Blödow, der zufälligerweise selbst während des Vorfalls auf dem Platz in Diedenbergen war und das Geschehen beobachtet hatte. „Ich warte nur noch auf einen entsprechenden Bescheid Hordorffs, ehe wir tätig werden“, erklärte der Jurist, der selbst jahrelang Sportwart beim BTC Grün-Weiß war – jenem Verein, für den Maxi Abel unter anderem in der Zweiten Bundesliga spielte – und eine Mitschuld nicht zuletzt beim Oberschiedsrichter sieht. „Statt eine lautstarke Diskussion unmittelbar vor der Tribüne zu führen, hätte er die beiden Spieler in aller Ruhe zu sich holen und deeskalierend auf sie einwirken können“, erklärt Blödow.
Bereits am Mittwoch (12 Uhr) muss der Wiesbadener THC beim Titelaspiranten TC Palmengarten antreten. „Sollte Abel mitspielen, werden wir so sportlich wie mit jedem anderen umgehen“, betont WTHC-Präsident Jürgen Jäckel, fügt allerdings gleichzeitig hinzu: „Würde ein Spieler von uns dem Vorwurf des Rassismus‘ ausgesetzt sein, könnte ich mir nicht vorstellen, dass er auch weiterhin für unseren Verein auf dem Platz steht.“
Quelle: Wiesbadener Tagblatt vom 19. August 2014
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